Schlagwort-Archive: Kardiologie

Nussknacker haben ein gutes Herz

Kann kardiovaskulären Erkrankungen durch den Verzehr von Nüssen vorgebeugt werden? Dieser Frage widmete sich ein Forschungsprojekt, das fünf Studien mit 435 Teilnehmern einschloss. Kardiovaskuläre Erkrangungen betreffen die Herzkranzgefäße und sind weltweit noch immer  Todesursache Nummer Eins.

Es wird vermutet, dass durch den regelmäßigen Verzehr einer relativ großen Menge von Nüssen (50 bis 100 g) die Gesamtcholesterinwerte und das sog. „schlechte“ Cholesterin (Low Density Lipoprotein/ LDL-Cholesterin) gesenkt werden können.

Dazu wurden fünf randomisierte kontrollierte Studien mit 435 Teilnehmern eingeschlossen, die über mindestens 12 Wochen durchgeführt wurden. Die Studienteilnehmer waren im Durchschnitt zwischen 37 und 54 Jahre alt. In allen fünf Studien wurde die Wirkung des Verzehrs von Nüssen untersucht. Keine der Studien enthielt Angaben zu Todesfällen oder kardiovaskulären Ereignissen. Keines der Studienergebnisse zeigt eine klare Auswirkung auf die Gesamtcholesterinwerte und den Blutdruck. In einer Studie war ein Fall einer allergischen Reaktion auf Nüsse beschrieben. In drei Studien war angegeben, dass durch den gesteigerten Nusskonsum keine erhebliche Gewichtszunahme erfolgte. Von weiteren unerwünschten Ereignissen wurde nicht berichtet. Alle eingeschlossenen Studien waren mit 60 bis 100 Teilnehmern klein und wiesen untereinander große Unterschiede auf. Die Ergebnisse können daher insgesamt nicht eindeutig interpretiert werden (Cochrane-Reviews/ Defibrillation-Info).

Weitere Informationen unter Cochrane-Review.

Referenzen:
Martin N, Germanò R, Hartley L, Adler AJ, Rees K. Nut consumption for the primary prevention of cardiovascular disease. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 9. Art. No.: CD011583. DOI: 10.1002/14651858.CD011583.pub2

 


 

Resveratrol kann Atherosklerose bei Typ-2-Diabetes-Patienten verhindern

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie, zeigen, dass eine ergänzende Versorgung mit Resveratrol bei Patienten mit Typ-2-Diabetes die Steifigkeit der Arterien und die Belastung durch oxidativen Stress mindert. Resveratrol könnte damit möglicherweise die Entwicklung einer Atherosklerose bei Diabetikern verhindern.

Über pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchte nimmt der Mensch eine Vielzahl von sekundären Pflanzenstoffe auf. Zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen Polyphenole wie das Resveratrol, welches hauptsächlich in Schalen von Trauben vorkommt. Resveratrol werden vielseitige positive gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben.

Die Studie von Imamura et al. (2017) untersuchte, ob Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus von einer zusätzlichen Versorgung mit Resveratrol profitieren. Dabei interessierte insbesondere, ob Resveratrol eine Auswirkung auf den Knöchel-Arm-Index hat, welcher Auskunft über das Ausmaß der Steifigkeit der Arterien und damit das Risiko für eine Atherosklerose gibt. 50 Patienten mit Typ-2-Diabetes erhielten für eine Dauer von 12 Wochen entweder täglich ein Supplement mit 100 mg Resveratrol oder ein Placebo. Der Knöchel-Arm-Index wurde zu Studienbeginn und nach 12 Wochen bestimmt. Außerdem wurde die Auswirkung der Supplementation auf Körpergewicht, Blutdruck, Glucose- und Lipidparameter und reaktive Sauerstoffmetabolite, als Marker für oxidativen Stress bestimmt.

Resveratrol hilft bei Atherosklerose von Typ-2-Diabetes.
Resveratrol kann Atherosklerose bei Typ-2-Diabetes verhindern. Foto: Public Domain, U.S. Department o Agriculture

Quantitative Ergebnisse

Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, wie die ergänzende Versorgung mit Resveratrol zu einem Absinken von systolischen Blutdruck zwischen -5,5 bis 13,0 Millimeterquecksilbersäule (mmHg). Hinsichtlich der arteriellen Steifigkeit bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus, die mittels des Knöchel-Arm-Index (Engl.: Cardio-Ankle Vascular Index/ CAVI) untersucht wird, konnte ein Wert von -0,4 ± 0,7 gemessen werden.

Für die reaktive Sauerstoffmetabolite freier Radikale im Blut (Messwert: Carr.U) wurden -25,6 ± 41,8 Carr.U gemessen. Im Vergleich zum Studienbeginn wiesen die Patienten, die Resveratrol erhalten hatten, außerdem ein geringfügig verringertes Körpergewicht (-0,8 ± 2,1 kg, p = 0,083) und einen verringerten Body-Mass-Index (BMI) auf (-0,5 ± 0,8 kg/m2, p = 0,092). In der Placebogruppe konnten keine Unterschiede zu Studienbeginn gesehen werden (Defibrillation-Info/ beilit).

Referenzen: Imamura H, Yamaguchi T, Nagayama D, Saiki A, Shirai K, Tatsuno I. Resveratrol Ameliorates Arterial Stiffness Assessed by Cardio-Ankle Vascular Index in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus. Int Heart J. 2017 Aug 3;58(4):577-583. doi: 10.1536/ihj.16-373. Epub 2017 Jul 13.

Weitere Informationen zur Studie unter International Heart Journal Association.

Herzrhythmusstörungen – Senkt Schokolade das Risiko?

Der Verzehr von Schokolade und dessen möglicher positiver Einfluss auf die Gesundheit sind immer wieder Gegenstand der Forschung. Eine dänische Studie untersuchte nun, ob der Verzehr von Schokolade das Risiko für Vorhofflimmern und Vorhofflattern reduzieren könnte.

Anhand der breit angelegten dänischen Studie „Danish Diet, Cancer, and Health Study“ (übersetzt: „Dänische Diät-, Krebs- und Gesundheits-Studie“) untersuchte Mostofsky et al. (2017), ob der Verzehr von Schokolade einen Einfluss auf das Risiko für klinisch relevantes Vorhofflimmern oder Vorhofflattern hat. Demnach liefert die Studie Ergebnisse hinsichtlich der sog. supraventrikulären Herzrhythmusstörungen (HRS), nicht aber der HRS im Allgemeinen.

Die Studie wertete Daten zum Schokoladenverzehr von 55.502 Patienten im Alter von 50 bis 64 Jahren über eine Dauer von 13,5 Jahren aus. Es zeigte sich, dass sowohl Personen, die ein bis dreimal pro Monat Schokolade verzehrten als auch jene, die eine Portion pro Woche, zwei bis sechs Portionen pro Woche oder mehr als einmal täglich Schokolade konsumierten, ein geringeres Risiko für Vorhofflimmern und Vorhofflattern hatten, als solche Personen, die weniger als einmal pro Monat Schokolade und damit selten Schokolade verzehrten. Die Ergebnisse von Männern und Frauen unterschieden sich nicht.

Die Studienautoren schlussfolgerten aufgrund dieser Ergebnisse, dass ein moderater Verzehr von Schokolade mit einem reduzierten Risiko für Vorhofflimmern und Vorhofflattern in Zusammenhang stehen könnte (Defibrillation-Info/ Beilit).

Referenzen:
Mostofsky E, Berg Johansen M, Tjønneland A, Chahal HS, Mittleman MA, Overvad K. Chocolate intake and risk of clinically apparent atrial fibrillation: the Danish Diet, Cancer, and Health Study. Heart. 2017 Aug;103(15):1163-1167. doi: 10.1136/heartjnl-2016-310357. Epub 2017 May 23.

Weitere Informationen zur Studie unter heart.bmj.com.

Grippeimpfung verringert Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall

Grippeinfektionen könnten kardiovaskuläre Erkrankungen, wie z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfälle hervorrufen und machen einen damit assoziierten Tod wahrscheinlicher. Grippeimpfungen könnten dieses Risiko reduzieren. In randomisierten Studien wurden Personen, die eine Grippeimpfung erhielten, mit denen verglichen, die keine Impfung erhielten.

Hierzu wurden insgesamt 12.029 Teilnehmer von acht Studien untersucht. Vier dieser Studien untersuchten Patienten mit bekannter Herzerkrankung, darunter 1.682 Teilnehmer, und die anderen vier fokussierten die Allgemeinbevölkerung oder ältere Personen, darunter 10.347 Teilnehmer. Die Studien zur Allgemeinbevölkerung berichteten kardiovaskuläre Endpunkte als Teil ihrer Sicherheitsanalyse, jedoch war die Anzahl der Fälle zu gering, als das eine Beurteilung darüber, ob die Grippeimpfung in dieser Population schützend wirkt, zulässig wäre und es konnten keine Unterschiede zwischen den Gruppen aufgezeigt werden.

Zusammenfassend weisen die Studien, die Patienten mit einer Herzerkrankung untersuchten darauf hin, dass die Grippeimpfung Todesfälle aufgrund einer kardiovaskulären Erkrankung reduzieren könnte, ebenso wie kombinierte Ereignisse kardiovaskulärer Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, die Notwendigkeit einer Bypassoperation, etc.. Jedoch waren diese Studien beschaulich und unterlagen einem gewissen Biasrisiko. Somit sind breiter angelegte Studien von höherer Qualität erforderlich, um diese Ergebnisse bestätigen zu können (Cochrane-Reviews/ Defibrillation-Info).

Referenzen:
Clar C, Oseni Z, Flowers N, Keshtkar-Jahromi M, Rees K. Influenza vaccines for preventing cardiovascular disease. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 5. Art. No.: CD005050. DOI: 10.1002/14651858.CD005050.pub3

Weiterführende informationen unter Cochrane-Library.

Langfristige Reduktion des Blutdrucks durch Barorezeptor-Aktivierungstherapie

Die Barorezeptor-Aktivierungstherapie ist eine neue Behandlungsmethode für Patienten mit therapieresistentem Bluthochdruck. Ziel der Studie von de Leeuw et al. (2017) war die Überprüfung von langfristigen Erfolgen und der Sicherheit der Barorezeptor-Aktivierungstherapie. Barorezeptoren registrieren den Blutdruck in den Wänden der Blutgefäße und senden die Information an das Zentrale Nervensystem (ZNS). Indem sie das Herzzeitvolumen (HZV), gemeint ist das Blutvolumen, welches das Herz minütlich in den Kreislauf pumpt, und den totalen peripheren Widerstand (TPW), also den Strömungswiderstand im Körperkreislauf regulieren, vermitteln die Barorezeptoren den sog. Barorezeptorreflex.

Die Daten von drei Studien mit 383 Patienten wurden analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass unter der Barorezeptor-Aktivierungstherapie sowohl der Puls als auch der auf der Arbeit gemessene systolische und diastolische Blutdruck signifikant reduziert wurde. Größere Erfolge der Barorezeptor-Aktivierungstherapie konnten bei Patienten mit Anzeichen von Herzversagen verzeichnet werden und weniger große Effekte bei Patienten mit isolierter systolischer Hypertonie. Bei 25 Prozent der Patienten konnte die Anzahl der benötigten Medikamente von sechs auf drei (jeweils Angabe als Median) reduziert werden. Vorübergehende Nebenwirkungen aufgrund des chirurgischen Eingriffs oder aufgrund von kardiovaskulärer Instabilität konnten zwar beobachtet werden, erforderten aber kein Eingreifen und lösten sich im Laufe der Zeit auf (Defibrillation-Info/ beilit).

Referenzen:
de Leeuw PW, Bisognano JD, Bakris GL, Nadim MK, Haller H, Kroon AA; DEBuT-HT and Rheos Trial Investigators. Sustained Reduction of Blood Pressure With Baroreceptor Activation Therapy: Results of the 6-Year Open Follow-Up. Hypertension. 2017 May;69(5):836-843. doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.117.09086. Epub 2017 Mar 20.

Weitere Informationen unter American Heart Association.

Endothelin-Rezeptorantagonisten mit unerwünschten Nebenwirkungen bei Hypertonikern verbunden

Die Arzneistoffe Endothelin-Rezeptorantagonisten (ERA) vermindern den Blutdruck bei Hypertonikern, also Patienten, die unter Bluthochdruck leiden.

Dabei blockieren die Endothelin-Rezeptorantagonisten (ERA) den Endothelinrezeptor und hemmen somit die Wirkung von Endothelin-1, einem Peptidhormon, das für die Verengung der Blutgefäße, der Vasokonstriktion verantwortlich ist. Jedoch sind sie mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. In der Metaanalyse von Yuan et al. (2017) wurden Effektivität und Sicherheit von Endothelin-Rezeptorantagonisten auf den Blutdruck bei Patienten mit Hypertonie untersucht. Eine Metaanalyse präsentiert quantitative und statistische Ergebnisse verschiedener Primär-Untersuchungen. 18 Studien mit 4.898 Patienten wurden eingeschlossen. Die Ergebnisse der sechs Studien im Vergleich mit Endothelin-Rezeptorantagonisten mit Placebo zeigten, dass es keinen signifikanten Unterschied bei der Gesamtmortalität gab. Eine weitere Analyse von fünf Studien zeigte allerdings, dass Endothelin-Rezeptorantagonisten im Vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Reduktion des ambulanten 24-Stunden-Blutdrucks führten, sowohl beim diastolischen als auch beim systolischen Blutdruck. In weiteren 18 Studien konnten Ergebnisse zum Blutdruck im Sitzen erhoben werden. Hier zeigten die Ergebnisse eine signifikante Reduktion von systolischem und diastolischen Blutdruck. Allerdings zeigten die mit Endothelin-Rezeptorantagonisten behandelten Hypertoniker mehr unerwünschte Ereignisse (innerhalb von 24-Studen: drei Studien, nach 24 Stunden: 13 Studien) und schwere unerwünschte Ereignisse (beilit/ Defibrillation-Info).

Referenzen:
Yuan W, Cheng G, Li B, Li Y, Lu S, Liu D, Xiao J, Zhao Z. Endothelin-receptor antagonist can reduce blood pressure in patients with hypertension: a meta-analysis. Blood Press. 2017 Jun;26(3):139-149. doi: 10.1080/08037051.2016.1208730. Epub 2016 Nov 3.

Weitere Informationen unter Taylor & Francis Online.

Hormonersatztherapie senkt Konzentration von Lipoprotein-a

Daten zum Effekt von Hormonersatztherapie und dem Wirkstoff Tibolon auf die Lipoprotein-a-Konzentration bei Frauen während der Postmenopause sind uneinheitlich. Lipoprotein a ist ein unabhängiger Marker für Herz-Kreislauferkrankungen. Höhere Konzentration von Lipoprotein a sind mit einem gesteigerten kardiovaskulären Risiko verbunden. Die Studie von Anagnostis et al. (2017) ist eine Metaanalyse, bei der die Ergebnisse randomisierter, kontrollierter Studien zum Einfluss von Hormonersatztherapie und dem Wirkstoff Tibolon auf die Konzentration von Lipoprotein a bei postmenopausalen Frauen zusammengefasst werden. Eine Metaanalyse präsentiert quantitative und statistische Ergebnisse verschiedener Primär-Untersuchungen. Es wurden insgesamt 24 Studien identifiziert, die den Einfluss von Hormonersatztherapie auf die Konzentration von Lipoprotein a beschrieben. Die Ergebnisse zeigten, dass Hormonersatztherapie im Vergleich zu keiner Behandlung oder Placebo zu einer Reduktion der Lipoprotein a Konzentration führte. Zum Einfluss von Tibolon wurden sieben Studien identifiziert, die auf keinen Effekt von Tibolon auf die Lipoprotein-a-Konzentration hinwiesen. Die Ergebnisse von zehn Studien zeigten, dass oral verabreichtes Östrogen eine größere Reduktion der Lipoprotein-a-Konzentration verursachte als durch die Haut aufgenommenes Östrogen. Unterschiede zwischen einer kontinuierlichen Hormonersatztherapie im Vergleich zu einer zyklischen Behandlung, zwischen einer konventionellen Östrogentherapie im Vergleich zu niedrig dosiertem Östrogen und zwischen einer Östrogenmonotherapie im Vergleich zu Östrogen kombiniert mit Progesteron bestanden nicht. Die Studienautoren schlussfolgerten, dass die Hormonersatztherapie die Konzentration von Lipoprotein a bei postmenopausalen Frauen senken kann und dabei insbesondere oral verabreichtes Östrogen wirksam ist (beilit).

Referenzen:
Anagnostis P, Galanis P, Chatzistergiou V, Stevenson JC, Godsland IF, Lambrinoudaki I, Theodorou M, Goulis DG. The effect of hormone replacement therapy and tibolone on lipoprotein (a) concentrations in postmenopausal women: A systematic review and meta-analysis. Maturitas. 2017 May;99:27-36. doi: 10.1016/j.maturitas.2017.02.009. Epub 2017 Feb 16.

Weitere Informationen unter MATURITAS.

Glykierte Hämoglobin-Spiegel-Bestimmung senkt Risiko kardialer Ereignisse nach Herzinfarkt

Der Glykohämoglobin-Gehalt (HbA1c) bei nicht-diabetischen Personen hilft das Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiale Ereignisse nach einem Herzinfarkt zu bestimmen

Bislang ist unklar, welchen Einfluss die glykämische Kontrolle bei nicht diabetischen Personen auf die Prognose nach einem akuten Herzinfarkt hat. In der Studie von Chen et al. wurde untersucht, ob das Auftreten schwerwiegender unerwünschter kardialer Zwischenfälle nach einem akuten Herzinfarkt bei nicht-diabetischen Patienten durch den Gehalt an glykiertem, mit Glukose beladenem Hämoglobin (HbA1c), dem roten Blutfarbstoff, prädiziert werden kann.

Für diese Beobachtungsstudie wurden 267 Patienten nach ihrem durchschnittlichen HbA1c-Gehalt in vier Gruppen unterteilt. Bei 48 der 267 Patienten, also bei 18 Prozent, wurde nach einer Nachbeobachtungszeit von 178 Tagen ein schwerwiegendes unerwünschtes kardiales Ereignis beobachtet. Die statistische Auswertung zeigte, dass das Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiale Ereignisse in Gruppe IV höher war als in Gruppe I (univariate Analyse= eindimensionale Messgröße: OR = 2,733, 95 % CI 1,123–6,651 vs. OR = 1,511, 95 % CI 0,595–3,835). Das Risiko für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse war in Gruppe IV 3,8-mal höher als in Gruppe I (multivariate Analyse= mehrdimensionale Messgröße: OR = 3,769, 95 % CI 1,30–10,86).

Die Studienautoren schlussfolgerten anhand dieser Ergebnisse, dass der HbA1c-Gehalt ein unabhängiger Prädikator für das Auftreten von schwerwiegenden unerwünschten kardialen Ereignissen bei nicht diabetischen Personen mit Herzinfarkt ist (beilit/ Defibrillation-Info).

SONY DSC

Referenzen:
Chen CL, Yen DH, Lin CS, Tsai SH, Chen SJ, Sheu WH, Hsu CW. Glycated hemoglobin level is an independent predictor of major adverse cardiac events after nonfatal acute myocardial infarction in nondiabetic patients: A retrospective observational study. Medicine (Baltimore). 2017 May;96(18):e6743. doi: 10.1097/MD.0000000000006743.

Weitere Informationen zur Studie.

Hormontherapie zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Hormontherapie wird zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt, aber auch zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen nach der Menopause.

In neunzehn randomisiert kontrollierten Studien mit insgesamt 40.410 teilnehmenden Frauen, wurde die Wirkung einer oralen Östrogen-Hormontherapie (mit oder ohne Zusatzhormon Progesteron) mit einem Placebo verglichen. Die Untersuchung wurde sechs Monate lang oder länger durchgeführt.

Erhöhtes Risiko: Hormontherapie nach Menopause 

Insgesamt gab es keine Evidenz dafür, dass eine Hormontherapie weder bei gesunden Frauen noch bei Frauen mit vorbestehenden Herzerkrankungen eine schützende Wirkung gegen den Tod jeglicher Ursache, wie durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nicht-tödlichen Herzinfarkt oder Angina, also Brustenge hat. Vielmehr erhöhte eine Hormontherapie bei Frauen nach der Menopause das Risiko eines Hirnschlages oder Venenverschlusses durch eine venöse Thromboembolie, also ein Blutgerinnsel.

Die meisten Studienteilnehmerinnen, darunter Frauen nach der Menopause und solche mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, waren aus den Vereinigten Staaten. Das mittlere Alter in den meisten Studien betrug über 60 Jahre. Die Dauer der Behandlung variierte in den Studien zwischen sieben Monaten und 10,1 Jahren.

Die Forscher schätzen die großangelgte Studie aufgrund der Übereinstimmungen in den Ergebnissen als wirklichkeitsnah ein.

Referenzen:
Boardman HMP, Hartley L, Eisinga A, Main C, Roqué i Figuls M, Bonfill Cosp X, Gabriel Sanchez R, Knight B. Hormone therapy for preventing cardiovascular disease in post-menopausal women. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 3. Art. No.: CD002229. DOI: 10.1002/14651858.CD002229.pub4

Weitere Informationen unter Cochrane-Reviews.

 

 

Neuer Therapieansatz bei Herzmuskelentzündung

Wissenschaftlern der Charité–Universitätsmedizin Berlin ist erstmals ein erfolgreicher Langzeiteinsatz eines speziellen Herzunterstützungssystems gelungen.

Berlin. Die Ärzte der Berliner Charité haben erstmals einem Patienten mit einer schweren Herzmuskelentzündung ein spezielles Herzunterstützungssystem implantiert, um die Belastung seines Herzens während des Heilungsprozesses zu unterstützen.

Die sogenannte Impella-Pumpe, wird bislang vor allem bei Patienten im kardiogenen Schock eingesetzt. Dabei wird eine kleine Axialpumpe über die Beingefäße in die linke Herzkammer implantiert, um den Kreislauf aufrechtzuerhalten. Durch dieses das Herz mechanisch entlastende Verfahren in Kombination mit einer entzündungshemmenden Behandlung ist es den Ärzten gelungen, ein etabliertes Therapieverfahren erfolgreich auf eine weitere klinische Anwendung zu übertragen. Patienten in einem kardiogenen Schock oder jene, die sich einer Hochrisiko-Katheteruntersuchung unterziehen müssen, werden häufig vorübergehend mit einem speziellen Pumpensystem, einer sogenannten Impella-Pumpe versorgt. Dabei wird die Pumpe üblicherweise über die Beingefäße zum Herzen geführt, was eine komplette Bettruhe erfordert. In der Regel kann die Pumpe nach circa acht bis zehn Tagen wieder entfernt werden.

Neue Strategie zur Anwendung der „Impella-Pumpe“

Die Mediziner Prof. Dr. Carsten Tschöpe, Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Charité Campus Virchow-Klinikum und Dr. Frank Spillmann, Oberarzt der kardiologischen Intensivstation der Klinik, haben diese Pumpe nun erstmals bei einem Patienten mit einer schweren Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und einem kardiogenem Schock angewendet. Der Patient lief Gefahr, trotz initialer notfallkreislaufunterstützender Medikamente ins künstliche Koma versetzt und künstlich beatmet werden zu müssen. Dieses hätte für das bereits entzündete Herz allerdings weiteren Stress bedeutet. Die Kardiologen entschieden sich daher für eine neue Strategie und führten die Pumpe mit Hilfe der Herzchirurgen des Deutschen Herzzentrums Berlin über einen chirurgisch angelegten Zugang über die Unterschlüsselbeinarterie (Arteria subclavia) in den linken Ventrikel des Herzens ein. „Direkt nach dem Eingriff lag die initiale Herzkraft des Patienten nur bei etwa zehn Prozent. Das Herz erholte sich jedoch sehr rasch, sodass keine notfallunterstützenden Medikamente notwendig waren, um den Kreislauf zu halten“, sagt Prof. Tschöpe. Er ergänzt: „Die Pumpe entlastete das entzündete Herz, das in Ruhe ausheilen konnte, ähnlich wie eine Schiene, die angelegt wird, wenn das Knie entzündet ist.“ Unter Hinzunahme von entzündungshemmenden Medikamenten verbesserte sich die Herzfunktion stetig und lag bereits nach zehn Tagen schon bei fast 30 Prozent. „Dadurch, dass die Pumpe über die Schlüsselbeinarterie implantiert wurde, konnte der Patient schon am zweiten Tag nach der Pumpenimplantation mobilisiert werden und auf der Station spazieren gehen, obwohl sein Herz da noch kaum schlug.“, so Dr. Frank Spielmann.

Therapieansatz vielversprechend

Im weiteren Verlauf nahm die Herzkraft des Patienten weiter zu und war nach knapp drei Wochen fast stabil. Schließlich schlug sein Herz wieder selbständig normal, und die Pumpe konnte problemlos entfernt werden. Dies zeige erstmalig, „dass eine schwere Herzmuskelentzündung von einer Kombination aus entzündungshemmender Behandlung und mechanischischer Herzentlastung profitiert“, betont Prof. Dr. Burkert Pieske, Direktor der Klinik. „Wir sehen diesen Therapieansatz auch künftig in der Behandlung bei Patienten mit einer schweren Myokarditis als sehr vielversprechend an.“

Weitere Informationen unter Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin.